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Paradies
Reinisch Contemporary, Graz

20.06. – 22.07.2018

Herbert Brandl, Branko Lenart, Stefan Osterider, Anton Petz, Christoph Schmidberger, Margriet Smulders, Thomas Stimm, Uta Weber, Franz West u.a.

 

Der Begriff PARADIES diente seit jeher als Medium der Projektion unerfüllter Wünsche. Fruchtbarkeit, üppiges Wachstum, Überfluss, Freiheit, Frieden oder Ruhe – die Bandbreite der Vorstellung ist so vielfältig wie die Situation der Sehnenden.

Dass für Künstler*innen die Auseinandersetzung mit dem Themenkreis PARADIES quer durch alle Zeitepochen ein spannendes Arbeitsfeld darstellt, ist nicht verwunderlich, liegt doch das Ideal verborgen in den Wünschen uns Sehnsüchten jedes einzelnen Menschen.

Manuela Schlossinger

Uta Weber – BUBBLES, 2006
Digitalprints mit Schutzfolie auf MDF

Die kurze Lebensdauer verbunden mit einer höchst sensiblen Oberfläche, die bei der kleinsten Berührung platzt, haben Seifenblasen zu einer idealen Metapher für das Ephemere und Vergängliche werden lassen. Die Formel vom „Zerplatzen wie eine Seifenblase“, die wir auf Traum und Illusion beziehen, ist fester Bestandteil der Alltagssprache. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade in den 1960er-Jahren, inmitten des Kalten Krieges und am Höhepunkt des atomaren Wettrüstens, Konzepte mit biomorphen oder organischen Formen, die an überdimensionale Seifenblasen erinnern, vielfach Verwendung fanden. Pneumatische Bauten und Kapseln waren in fast jeder Großstadt gegenwärtig. Im Rückblick erscheint es, als hätten sie in einer durch die Spannung zweier Weltmächte und kriegerischer Konflikte geprägten Gesellschaft die Vision einer besseren Zukunft repräsentiert: formbar, mobil, leicht und frei von Autoritäten. Und, höchst fragil.

Uta Webers Fotografien durch Seifenblasen auf unberührte Landschaften teilen diese Vision einer anderen, einer besseren Zukunft. Für einen kurzen Moment ist eine paradiesische Umwelt in einer schimmernden Membran aus Farbe und Licht behutsam eingeschlossen, um kurz darauf umso unerbittlicher zu zerplatzen.

Webers Arbeiten sind Sinnbilder für die Fragilität der Hoffnung, die Vergänglichkeit der Schönheit und die Vision einer besseren Gesellschaft, und zugleich der künstlerische Versuch, der Kurzlebigkeit entgegenzuwirken und jenen flüchtigen Moment dauerhaft festzuhalten.

Roman Grabner

 

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