Pills
UTA WEBER – HAPPYPILLS
Die Kunst von Uta Weber, insbesondere ihre Arbeiten unter dem Titel HAPPYPILLS, reflektiert eindrucksvoll die Komplexität der modernen Lebenswelt und die Ambivalenz von Konsum, Technologie und Identität. Ihre Verwendung von Pillen als zentrales Motiv fungiert sowohl als ästhetisches als auch als philosophisches und soziokulturelles Statement.
Uta Weber entwirft ihre Werke am Computer, was ihr eine durchdachte und konstruierte Herangehensweise an die Farb- und Formensprache ermöglicht. Geometrische Formen und leuchtende Farben verbinden sich zu autonomen Farbkörpern, die sich verführerisch wechselseitig zwischen Form, Material, Farbe und Anmutung steigern. Sie verwendet eine Vielzahl von Werkstoffen, darunter gefärbtes Epoxidharz, CNC-gefräste Kunststoffe oder mit Autolacken lackiertes Aluminium. Diese technischen Verfahren schaffen glatte, glänzende Oberflächen, die eine klare, kraftvolle, sich voneinander abgrenzende Farbgebung aufweisen, welche in ihrer Proportionalität und Kontrastierung eine lustvolle geometrisch-abstrakte Sprache sprechen.
Darüber hinaus weckt die ansprechende Materialität und Webers vitale Farbgestaltung der Objekte Assoziationen zu Schönheitsprodukten und spiegelt somit die Ideale der Konsumgesellschaft wider. Der Titel „HAPPYPILLS“ verweist auf die Pille als Form und Bildträger und thematisiert die philosophischen und soziokulturellen Implikationen von synthetischen Substanzen in der heutigen Zeit. Die Pillen stehen als provokante Metapher für die Herausforderungen des modernen Lebens, in dem der Zugang zu Glück und Zufriedenheit oft als steuerbar erscheint.
Uta Webers Herkunft aus der westdeutschen Industriestadt Leverkusen hat ihren kreativen Schaffensprozess maßgeblich beeinflusst. Ihre Kindheit in den 70er Jahren war von einer Fülle an chemischen Produkten und einer Ästhetik geprägt, die sowohl Anziehung als auch Abneigung hervorrief. Weber erinnert sich an „Natur“-Erlebnisse, wie die bunten Himmel, die durch Emissionen aus der Industrie entstanden und die sie als beeindruckend, aber ungewöhnlich empfand. Diese Eindrücke führten zu lebhaften Diskussionen mit ihrem Vater, der damals Chemiker beim Farben- und Pharmakonzern Bayer war. Ihre Erfahrungen spiegeln sich in ihrer Kunst wider, in der sie mit der Dualität von Schönheit und Giftigkeit spielt.
Webers Kunst ist in einem breiten kunsthistorischen Kontext verankert, der von Bauhaus über Minimalismus bis hin zur Pop Art reicht. Diese Strömungen haben die Verwendung von Farbe, Form und Material in der Kunst geprägt und beeinflussen auch Webers Ansatz. Ihre Werke stehen im Dialog mit zeitgenössischen Strömungen wie NeoGeo, die sich mit den Themen der Massenproduktion und der Geometrisierung des sozialen Raums auseinandersetzen.
Uta Webers HAPPYPILLS sind ein eindringliches Beispiel für die Verknüpfung von persönlicher Biografie, gesellschaftlicher Kritik und kunsthistorischen Strömungen. Die ästhetische Qualität von Webers Arbeit erzeugt eine äußerst positive emotionale Wirkung, die den Betrachtenden direkt anspricht. Ihre Pille ist ein sinnliches Symbol für die Widersprüche und Vielschichtigkeit unserer Zeit. Sie wirft die Frage nach dem Glück auf und regt dazu an, über die Beziehung zwischen Mensch, Natur und der von Menschen geschaffenen Umwelt nachzudenken, ohne in vordergründige moralische Bewertungen abzudriften.