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LAMPION
Wewerka-Pavillon am Aasee in Münster

15.11.1998 – 10.01.1999

 

Zum Ende des Jahres verwandelt Uta Weber den Wewerka Pavillon in einen leuchtend roten „Lampion“. Umfunktioniert zu einer transluzierenden Laterne strahlt er weithin sichtbar in die winterliche Parklandschaft am Aasee und wirkt schon aus der Ferne anziehend. Die Künstlerin lässt das futuristisch anmutende Dach des von Stefan Wewerka gestalteten Pavillons in seinem Glanz und seiner Transparenz aufscheinen. Zudem ist das Licht stark genug, um den roten Farbkörper, in den die Glasvitrine verwandelt wurde, aufleuchten zu lassen.

Uta Weber LOTS OF DOTS - Wewerkapavillon Münster

Foto: Roman Mensing

Den Betrachter umfängt eine monochrome Farbfeldmalerei, die raumgreifend das Umfeld des Pavillons in Beschlag nimmt. Rhythmisiert und lediglich unterbrochen von orange gefassten, blauen Kreisflächen, die wie Blasen in dem sie umschließenden Rot zu schweben scheinen. Diese Kreise bestehen aus jeweils einem runden Kern, der nie exakt in der Mitte des Rahmens sitzt. Auf diese Weise erhalten sie eine Dynamik, die ihnen scheinbar Bewegung verleiht und so die Statik der Architektur konterkarieren. Eine aus Folien geschnittene, abstrakte Komposition.

Doch oft ist junge Kunst heute auch erzählerisch und selbst, wenn sie ungegenständlich bleibt, begreift sie diese Abstraktion in einem ikonografisch verweisenden Sinn. Uta Webers „Lampion“ erinnert an die Jugendzimmerästhetik der 60er und 70er Jahre. Mit der farbigen Ornamentik provoziert sie inhaltliche Assoziationen einer Blumenkind- und Hippie-Ästhetik, Erinnerungen an die Utopien des „peace and love“ und den Enthusiasmus, mit dem diese Zeit gelebt wurde.

ca. 175 qm transluzente, farbige Klebefolie, 375  x 1880 x 945 cm

Damit ist die Verwendung abstrakter Formen, die Merkmale der Moderne, das schon allzu oft kopiert wurde, von der Künstlerin überschritten worden. Eine Überschreitung, die letztlich auch die künstlerische Qualität verbürgt.

Der „Lampion“ bezieht seine Kraft aus einer Mehrdeutigkeit, der Mixtur der Komponenten: der Bezug auf die Tradition der Farbfeldmalerei und der geometrischen Abstraktion, seine in die Dunkelheit ausstrahlende Adventsgemütlichkeit sowie eine auf die Werbeästhetik insbesondere der 70er Jahre Rückbezüglichkeit.

Ein grenzsprengender künstlerischer Beitrag zwischen exklusiver Exponiertheit und grenzenloser Alltäglichkeit.

Auszug aus der Eröffnungsrede und dem Katalogbeitrag von Dr. Martin Henatsch, 1998

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